Wir waren dabei – und wussten nichts voneinander, könnte man im Nachhinein sagen:

Dr. Thomas Martienßen – schon ein Oldie, was solche Läufe betrifft, war mit zwei Schulkameraden an die Hansestadt gereist, um eine gemeinsame sportliche Herausforderung zu meistern.

Und das gelang auch den beiden Herren (Hans-Joachim Laube und Holger Krebs) nahezu perfekt. Die erste Hälfte bewältigten sie mit Kilometer-Zeiten zwischen 6:00 und 6:12 min, was eine Tacho-Nadel fast konstant um 10 km/h pendeln ließe. Dann forderte die Marathon-Distanz ihren Tribut 6:22 bis 6:43 min (9 – 9,6 km/h). Im Ziel sah man dann 3 stolze Läufer nach 4:25:17 min und den AK-Plätzen 1350-51.
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Hier ist das große Feld etwa bei km 12. Und die Welt war da auch bei Frank Anschütz noch in Ordnung.

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Die Erfahrung eine solche Distanz nicht eben mal so zu laufen machte er schon im Training. Allmählich gewöhnte sich der Körper an die längeren Abschnitte und der Konditionszuwachs war nicht zu übersehen. Je näher der Termin rückte um so unsicherer wurde er. Anfangs stand noch die Zielzeit von 3:45 h im Vordergrund – die Zwischenzeiten im 12-Wochen-Training fühlten sich ja gut an. Aber da waren dann die Kommentare der erfahrenen Läufer: „Es kann dich auch 600 m vor dem Ziel erwischen – da bleibst du stehen und kannst keinen Fuß mehr vor den anderen setzen.“ – Bloß das nicht, war jeder zweite Gedanke auf der Strecke. So viele haben daran Anteil: Frau Dr. Bock mit den Blutanalysen und der optimalen Eisendosis (kein Blutdoping!!!), ein Arbeitskollege von Frau Anschütz mit einem Trainingsbuch, sie selbst und viele Sportfreunde mit Tipps zur Vorbereitung und schließlich alle die, die an der Strecke standen und zu Hause den Lauf im NDR bzw. übers Internet verfolgten.

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Während die Spitze zum Zielspurt ansetzte, bzw. dies schon erreicht hatte war km 25 erreicht. Allmählich ging die Lockerheit verloren. Die km-Zeiten zwischen 5:07 und 5:12 min, die eine Zielzeit unter 3:40 h erhoffen ließen waren nicht mehr zu halten. Rechts begannen die Probleme, die vom Fuß über den Unterschenkel zum Oberschenkel zogen. Als die ersten Läufer rechts und links zu gehen begannen und Dehnungsübungen machen mussten, war auch bei mir der Gedanke ans Aufgeben da. Km 33 war der Scharfrichter – jetzt tat es richtig weh und dann kam das Schild, was wieder ein Schmunzeln auslöste: „Umdrehen wäre jetzt auch doof“. Recht hatten die Hamburger. Es waren ja nicht mal mehr 10 km bis zum Ziel. Über die Namen auf der Startnummer wurden wir auch persönlich angetroffen. Das motivierte. Die km zählten runter. Bei der Zahl 35 gab es die erste Gelegenheit für eine Massage, aber ein Blick auf die Uhr gab dem Stolz die Oberhand – weiter, 3:45 h sind noch möglich.

Dass etwa 5 km vor dem Ziel strömender Regen einsetzte, registrierte ich nur an den Pfützen auf der Straße – körperlich war das sogar noch angenehmer als die mit etwa 12°C fast perfekte Lauftemperatur. Ab km 30 lagen die km-Zeiten über 5:17 und stiegen teilweise auf 5:42 min an. Auch das war jetzt Schnee von gestern. Die letzten beiden Kilometer wurden im Anfangstempo gelaufen und endlich kam der rote Teppich mit den Zeitnahmeschleifen in Sicht.
Die Gefühlswelt schwankte zwischen Enttäuschung (es wäre ja eine noch bessere Zeit drin gewesen) und Euphorie (du hast den ersten Marathon geschafft, hast über die Schmerzen gesiegt und bist ins Ziel gekommen).

Auf mehreren Tischen lagen sie dann die Finisher-Medaillen, die Bestätigung dass man das Ziel auch tatsächlich erreicht hatte. Für das 30. Event hatte sich Hamburg eine besondere Edition ausgedacht und die bekam nun einen Ehrenplatz bei den DM-Sommerbiathlon-Plaketten. 3:42:29 h und Platz 57 in der AK 60 bei ca. 700 Meldungen, hört sich doch gut an oder?

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Über 19500 Einzelläufer hatten gemeldet, etwa 4000 starteten dann nicht, hinzu kamen 6000 Staffelläufer, so dass es auf der Strecke nie langweilig wurde.

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Nach der Zeit-Chip-Abgabe und den ersten langsamen Schritten zum Treffpunkt, wollte ich mir die Strapazen nicht anmerken lassen: „Jetzt gehen wir auslaufen, oder?“ begrüßte ich den Hamburger Sportsfreund, der 20 min vor mir im Ziel war. Würde ich das noch mal machen?
Nach 3 Tagen Regeneration, Massage und den Eindrücken ein vorsichtiges – vielleicht. Die Zeit dafür muss da sein und die ist ungleich größer als bei den Vorbereitungen der kürzeren Distanzen. Und dennoch ist so ein Ereignis etwas ganz besonderes und nicht umsonst zahlen diejenigen, die sich dort quälen auch eine Menge Geld.